Emil
Rosenberger
Die Insel der Wiedergeburt
Die Insel der WiedergeburtEin dokumentarisches Theaterexperiment
Aralsee, Insel der Wiedergeburt. 1948 eröffnete das sowjetische Militär hier ein Labor: Sie forschten an nichts Geringerem als dem Milzbrand-Erreger und anderen biologischen Kampfstoffen. Mit dem Zerfall der Sowjetunion wurde das Labor aufgelöst und der Ort sich selbst überlassen. Aber die Insel ist keine Insel mehr, sondern seit 2008 Festland. Der Aralsee trocknet aus. Nun mehren sich Befürchtungen, dass infizierte Reptilien tödliche Seuchen verbreiten könnten. Die natürliche Grenze des Aralsees ist Geschichte und die Insel der Wiedergeburt erwacht zu neuem Leben. Im Drama verschwimmen Fiktion und Dokumentation. Eine zerbrechende Familie, ein twitternder Engel und das Publikum erleben ihren eigenen Alltag: Reale Interviews als Theatertext und die Bühne als Insel mit fließender Grenze zum Zuschauerraum. Das Stück stellt zwei Fragen: Inwiefern berührt mich die Welt und soll ich handeln?

ENGEL: [...] Als ich raus bin, saß da n Punk mit Gitarre - direkt vorm Eingang, logisch - und wollte n bisschen Kleingeld haben.
Ich frag mich halt echt, warum man sich ausgerechnet genau vorn Supermarkt setzt? Oder vor die Kirche? Klar, da sind viele Leute, aber muss ich die Menschen denn so bedrängen? [...]
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GUDRUN: Sie müssen verstehen, wir sind auch nur Menschen. Klar, Schauspieler - aber am Ende Menschen, ganz normale. [...]
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ENGEL: Was betet ihr denn da? Was soll der Unsinn? Was denkt ihr eigentlich, wer ihr seid? Herr Gott im Himmel, vergib mir. Ich weiß doch nicht was ich tue. Na und?